ESE RETUMBAR | 06.09.-18.10.

Mariana Rodríguez Iglesias, Solano Esti

„…wie der Klang der Trommeln, der immer noch nachhallt, wenn ich durch Buenos Aires, meine Stadt, gehe. Ich habe mir immer vorgestellt, wie dieses Land vor der Ankunft der Europäer ausgesehen hat, ich spüre die Gegenwart der Ureinwohner, der Querandíes. Ich sehe das Grasland und die Wälder entlang der Bäche, die Hirsche in den Sümpfen, die Vögel, die Mücken. Ich höre und sehe auch die Pferde und Kühe … wie ein Grollen, bevor die Kolonisierung durchbricht, durchbricht das regionale Leben – für immer.

Aus der Erde formte ich Keramiken, die ich wiederum das Land berühren ließ und in dieser Symbiose fotografierte. Auf einem Hintergrund einer alten Karte des Río de la Plata mit Bildern seiner Gewässer schweben Textilien bedruckt mit diesen symbiotischen Fotografien. Farbige Fäden spinnen ein Netz. Der Hintergrund verschmilzt am Boden mit Erde. Ein Herz ist die Seele der Erde, Soychu. Querandí, Spanisch, Deutsch, das sind die drei Sprachen, die sich in ESE RETUMBAR im Klang verflechten.

In Deutschland auszustellen ist für mich eine Rückkehr zu meiner eigenen Familiengeschichte, ich trage die Ahnen und mein eigenes Leben auf dem Rücken. In der Raum-Zeit gibt es die unsichtbaren Fäden, die Deutschland mit Argentinien, Europa mit Amerika, meine Familiengeschichte und die Geschichte meiner Vorfahren verbinden: Der Holocaust am jüdischen Volk und der Ethnozid an den Ureinwohnern Amerikas.“ Rita Simoni

Rita Simoni studierte Architektur, bevor sie sich der Kunst widmete. So findet sich in ihren Werken wiederholt ein Bezug zu Orten. Die Künstlerin lebt sowie arbeitet in Buenos Aires und wird zur Vernissage anwesend sein.

ESE RETUMBAR hielt keiner Übersetzung stand, die der Installation gerecht wird. So vielschichtig findet sich der Ausstellungstitel nicht in einem alleinigen Wort in deutscher Sprache. Es geht von Echo, Hall, Pochen, über Resonanz zu Dröhnen, Grollen sowie Rumpeln.

Die Ausstellung entstand unter Mitwirkung der Gemeinschaft „Pueblo Nación Querandí“ und wird unterstützt vom argentinischen Konsulat in Bonn.

Ausstellungsdauer:
06.09. – 18.10.2024, täglich 10 – 22 Uhr
Vernissage Fr., 06.09.2024, 19 hs
Mit Trompetensoli des argentinischen Jazz-Trompeters Ed Pareta.

Ausstellungsort:
LANDMANN-31 | Eine-ART-Passage
Landmannstr. 31 in Köln Neuehrenfeld

Das Grollen ist ein anhaltender Klang, der in das kollektive Gedächtnis eindringt. Im Werk von Rita Simoni wird dieses Konzept in einer Installation zum Leben erweckt, die von der Kraft der Beats und der historischen Beharrlichkeit vibriert. Durch die Verschmelzung künstlerischer Disziplinen lädt Rita uns ein, dem Echo der Vergangenheit zu lauschen, das auch in der Gegenwart nachhallt, insbesondere in der Geschichte des Volkes der Querandí, das ursprünglich aus dem Gebiet stammt, das wir heute Argentinien nennen.

Für Rita pulsiert, pulsiert und besteht die Kunst. Intuitionen verwandeln sich wie Herzschläge in Werke, die mitschwingen. Während das Pochen konstant und kaum wahrnehmbar ist, ist das Grollen eine kraftvolle, wenn auch vergängliche Manifestation. In „Ese Retumbar“ bringt die Künstlerin diese Dualität auf die Bühne und lädt uns ein, über die historische Beständigkeit und die Bedeutung der Bewahrung der Stimme und Erinnerung indigener Völker nachzudenken.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht das Volk der Querandí, einer der ersten Bewohner Argentiniens in der heutigen Provinz Buenos Aires. Durch Klänge, Bilder und Objekte führt uns Rita Simoni dazu, den Echos ihrer Kultur zu lauschen und über ihr Erbe nachzudenken. Die Arbeit betont, wie wichtig es ist, die Erinnerung an diese Menschen wachzuhalten und ihren Beitrag zur Kulturgeschichte des Landes anzuerkennen. In Anlehnung an den prominenten indischen Intellektuellen Gayatri Spivak wird diese Aktion als eine Möglichkeit interpretiert, Klang zu entkolonialisieren, verstummte Stimmen wiederherzustellen und die Mündlichkeit als Form der Wissens- und Kulturvermittlung zurückzugewinnen.

Wie es in diesen südlichen Ländern der Fall ist, wo die Bewohner eine Mischung unterschiedlicher Herkunft sind, besteht auch „Ese Retumbar“ aus Kombinatorik; Als transdisziplinäres Werk verbindet es Fotografie, weiche Skulptur, Fadenmalerei, Keramik und Klangmalerei, um ein sinnliches Zeichen zu schaffen, das das Ursprüngliche und das Zeitgenössische miteinander verbindet. Diese Transdisziplinarität ermöglicht es uns, eine komplexe und vielschichtige Geschichte aufzubauen, die sich mit Themen wie Identität, Erinnerung und sozialer Gerechtigkeit im Zusammenhang mit dem Territorium befasst. Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Sprache unsere Wahrnehmung der Welt prägt, könnten wir die Worte aus „Ese Retumbar“ als Metapher für die willkürliche Zersplitterung verstehen, unter der das Volk der Querandí litt. Worte, die auf das Territorium hinweisen – wir sind das Wasser; wir sind das Feuer; wir sind die Erde; wir sind der Wind – und sie verbinden uns mit den tiefsten Wurzeln unserer Identität; eine, die aus Arroganz und Schweigen besteht, aber auch aus Erholung und unzerbrechlicher Widerstandsfähigkeit, wie die des Flusses, der trotz Dürren und Überschwemmungen immer einen Weg findet, vorwärtszukommen. Die Querandí-Sprache ist trotz der Versuche, sie zum Schweigen zu bringen, weiterhin im Fluss und bereichert unsere Kultur.

„Ese Retumbar“ ist viel mehr als ein Kunstwerk. Es ist eine Einladung, über unsere Geschichte nachzudenken, kulturelle Vielfalt anzuerkennen und sich für den Aufbau einer gerechteren Zukunft einzusetzen. Das Grollen der Geschichte hallt weiterhin in unseren Ohren wider und erinnert uns daran, dass die Vergangenheit nicht vergessen ist und dass ihr Erbe im Jetzt präsent bleibt. Die Unmöglichkeit, den Titel ins Deutsche zu übersetzen, unterstreicht die Einzigartigkeit des kulturellen Erlebnisses und die Bedeutung der Wahrung der sprachlichen Vielfalt. Indem wir die Perspektive von Spivak integrieren, der aus dem globalen Süden schreibt, möchten wir hervorheben, wie Rita Simonis Werk über die bloße künstlerische Darstellung hinausgeht. Es wird zu einem politischen und sozialen Akt, zu einer Möglichkeit, den Machtstrukturen, die indigene Völker zum Schweigen gebracht haben, Widerstand zu leisten und sie umzuwandeln. Die Arbeit lädt die Betrachter ein, über die eigene Rolle beim Aufbau einer gerechteren und gerechteren Gesellschaft nachzudenken.

Aus dem Spanischen übersetzt

CORTA FUEGO | 21.06.-28.08.

Wie schneidet man das Feuer?
Wie schneidet man durch etwas, das aus Luft besteht?
Wie verbrennt man ein Feuchtgebiet?
Kann Farbe die Lebenskraft sein, die durchbrennt, was brennt?
Wie kann man Feuer gegen Feuer einsetzen?
Feuer kann nur durch Feuer gestoppt werden
Was ist zu tun, wenn die Erde brennt?

So wie die Lava eines Vulkans befruchtet, so sprießen auch aus der Asche Triebe.

Die Iberá-Sümpfe in Argentinien sind Teil des Guaraní-Aquifers, einer der größten Süßwasserreserven der Erde. Im Jahr 2022 brannten etwa 60 % des Nationalparks ab, seither ist die Malerei der argentinischen Künstlerin Basilia Guadalupe Perez Obregón zu Holzkohle geworden. Guadalupe will mit CORTA FUEGO zeigen, wie diese beiden Welten nebeneinander existieren, die der Asche und die des Lebendigen. Leben und Tod sind miteinander verwoben, der Tod ist ein Keim des Lebens.

Das Titelwerk trägt den Titel „Sangre de Monte“ – „Blut des Berges“.
Doch wie blutet ein Berg, was ist sein Blut? Das Knistern des Feuers, wenn es das Holz verbrennt, ist es eine Art Stimme, ein Flüstern oder ein Schrei? Wie sprechen die Zungen des Feuers? Wie reagieren wir auf sie?
Die Kraft des Feuers kann nur durch eine gleich starke Kraft eingedämmt werden, nur indem man ihr mit einer gleich starken Kraft begegnet.

Ausstellungsdauer:
21.06. – 28.08.2024, täglich 10 – 22 Uhr
Vernissage Fr., 21.06.2024, 19 hs

Ausstellungsort:
LANDMANN-31 | Eine-ART-Passage
Landmannstr. 31 in Köln Neuehrenfeld

Diese Geschichte beginnt im Haus meiner Großeltern mütter­licher­seits in Colonia Tatacuá (Corrientes, Argentinien), was auf Guaraní Feuerhöhle bedeutet. Die Ländereien von Tatacuá wurden von der nationalen Regierung (1944) verteilt, zugeteilt und den Bewohnern des Gebiets zur Verfügung gestellt, um die sie sich bewerben konnten. Damals bewarb sich meine Familie um eines dieser Grundstücke. Meine Tante vermutet, dass mein Großvater die Estancia bekommen hat, weil er ein großer Schriftsteller war. Nach seinem Brief wuchsen die nachfolgenden Generationen in diesem Haus auf: dem Haus mit der Lagune. Dort wurde meine bildliche Vorstellungskraft geboren.

Meine Familie war sehr aktiv an der Gestaltung dieses Ortes beteiligt. Im Laufe der Jahre wurde mein Großvater Bürgermeister von Santa Rosa und hat die Entwicklung dieser neuen Stadt historisch fest­ge­hal­ten. Jahre später hat meine Tante Nelly aus seinen Aufzeichnungen das aktuelle Geschichtsbuch zusammengestellt, das in den Schulen der Region gelesen wird.

Die Sümpfe von Iberá sind Teil des Guaraní-Aquifers, einer der größten Süßwasserreserven der Erde. Mit jedem Jahr werden die Dürren in der Region stärker. Im Jahr 2022 brannten nach aufein­anderfolgenden Bränden, die immer schwieriger zu kontrollieren waren, drei Monate lang zwischen Dezember und Februar etwa 60 % des Iberá-Nationalparks ab.

Von da an malte ich nur noch mit Holzkohle. Die Monate des Feuers waren Monate der extremen Sorge. An dem Tag, an dem es endlich regnete, weinte ich auf meinen Knien, mit dem Gesicht zum Boden.

Es kam eine Zeit, in der ich nicht mehr wusste, ob ich gegessen oder geschlafen hatte oder wie die Tage vergangen waren. Tage voller Textnachrichten, Bedürfnisse aller Art, Wasser, Eis, Kleidung, Süßigkeiten, um den Druck auf die Feuerwehrleute zu verringern. Ausrüstung, Bedarf, Spenden und Verwaltung.

Das Feuer war ein emotionaler Einschnitt für mich. Obwohl ich einige Monate vor dem Brand begonnen hatte, mit Möglichkeiten zu experi­mentieren, die Malerei der Zeichnung anzunähern und umgekehrt. Die Farben begannen mich allmählich zu verunsichern. Einige Monate später stellte ich fest, dass meine Bilder keine Farbe mehr hatten.

Wie schneidet man Feuer? Wie schneidet man etwas, das aus Luft besteht? Wie verbrennt man ein Feuchtgebiet? Kann Farbe die Lebens­kraft sein, die mit dem schneidet, was brennt? Wie stellt man Feuer gegen Feuer? Was macht man, wenn die Erde brennt? Wie blutet ein Berg? Was ist sein Blut? Ist das Knistern des Feuers, wenn es Holz verbrennt, eine Art Stimme, ein Flüstern oder ein Schrei? Wie sprechen die Zungen des Feuers? Wie reagieren wir auf sie?

Dieser Ausstellungsvorschlag ermöglicht es mir zu zeigen, wie diese beiden Welten nebeneinander existieren, die der Asche und die der Schwingung. Leben und Tod sind miteinander verwoben, der Tod ist ein Keim des Lebens. Die Zeichnung, die schwebt wie die Flammen eines Feuers. Das Gemälde, das die Farbe verliert und zu Kohle wird.

Basilia Guadalupe – Aus dem Spanischen übersetzt

WALL BIRDS | 25.04.-15.06.

zweiimdruck

Falt-Objekte, breiten sich aus, als wären es Flügel, hinein in den Raum, festgehalten im Moment des Abflugs. Paradiesische Drucke sind in den Faltungen verborgen. Als ätherische Botschafter transportieren sie das Paradies in ihren Flügeln. Leicht und gleichermaßen tiefsinnig.

WALL BIRDS - zweiimdruck
WALL BIRDS – zweiimdruck

Die aktuellen Arbeiten von zweiimdruck verlassen die Zweidimensionalität und treten in Beziehung mit dem Raum. Ausgehend vom klassischen Holzschnitt experimentieren zweiimdruck mit thematisch und formensprachlich unterschiedlichen Druckstöcken und mit dem Material Papier. Es entstehen neue Bild­kompo­sitionen im Spiel mit Fläche und Raum, mit Sichtbarem und Verborgenem – mit Witz und Poesie.

Die Ausstellung wird kuratiert von Georg Schnitzler.

Ausstellungsdauer:
25.04. – 15.06.2024, täglich 10 – 22 Uhr
Vernissage Do., 25.02.2024, 19 hs
Finissage    Sa.,  15.06.2024, 18 hs

Ausstellungsort:
LANDMANN-31 | Eine-ART-Passage
Landmannstr. 31 in Köln Neuehrenfeld